23.06.2022

Neustart voll gegen die Wand geflogen!

Verspätete oder gar gestrichene Flüge und unzufriedene Fluggäste aufgrund von Personalmangel an den Flughäfen. Alle Dienstleister, Flughafenbetreiber, Fluggesellschaften und Behörden sind verantwortlich für das was da kommt... ... nämlich Chaos!

Aktuell kommt es an immer mehr Flughäfen in Deutschland und Europa zu Flugstreichungen aufgrund von fehlenden Kapazitäten. Auch lange Warteschlangen und viel zu frühe Anreisezeiten machen das einstige Erlebnis Fliegen zu einem Albtraum. Dabei hakt es nicht ausschließlich in der Sicherheit! Alle Dienstleister an den Flughäfen beklagen einen Personalmangel. Ein Flughafen ist ein komplexes Gebilde von vielen Dienstleistungen. Check-In, Security, Lader, Busfahrer und viele mehr sind die Zahnräder, welche dazu gehören. Nach der langen Zeit der Corona-Krise fehlt es nun an Zähnen auf den Rädern, die das Konstrukt Flughafen am Laufen halten.

Dies ist aber kein Problem, welches ausschließlich Corona-bedingt ist. Bereits 2018 hat die Komba auf einen Personalmangel hingewiesen. Im Mai 2019 war der Bundesvorsitzende des Verbandes Private Sicherheit, Lars Frosina, und der damalige Vorsitzende der DPolG Bundespolizeigewerkschaft (Ernst G. Walter) bereits im BMVI und haben auf diesen Missstand hingewiesen.

Damals wurde schon vor einem „Verspätungssommer“ gewarnt und auf eine schwierige Entwicklung hingewiesen. Aufgrund der Rücksicht der Passagiere konnte damals schlimmeres verhindert werden. Nun ziehen die Passagierzahlen deutlich an. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ist ein Zuwachs von 192% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu beobachten. Das sind immer noch 51% weniger als im Vorkrisenniveau.

Jetzt stellt sich die Frage: „Wo ist das Problem?“

Das Problem ist in allen Branchen der Gesellschaft zu beobachten und wurde durch die angespannte Personalsituation in der Luftverkehrsbranche bereits vor Corona verschärft. In Deutschland sind derzeit 1,74 Millionen Stellen vakant. Allein in der Deutschen Luftverkehrswirtschaft sind laut Bundesagentur im Mai 2022 rund 45.000 Stellen offen. Dies kommt durch die schnelle Öffnung von Branchen. Außerdem macht sich der Demografische Wandel nun bemerkbar. Hinzu kommt die Theorie vom Big-Quit, bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus freien Stücken ihrem bisherigen Job den Rücken kehren.

Dies ist besonders in der Luftverkehrsbranche zu beobachten. Bereits im Juli 2020 hat der Verband Private Sicherheit auf ein perspektivisches Problem hingewiesen. Diese tritt nun ein. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden in der Corona-Krise entlassen. Für bestehendes Personal gab es wenig Perspektiven. Der Arbeitsplatz Flughafen ist sehr unattraktiv geworden. Durch soziale Engpässe sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in andere Arbeitsgebiete abgewandert, nun fehlen weitere Fachkräfte.

Politik, Behörden, Flughafenbetreiber und Dienstleister haben es versäumt in die Zukunft zu sehen und nicht verstanden, dass wenn der reguläre Flugverkehr wieder aufgenommen werden kann, müssen alle Luftsicherheitskräfte sehr zügig an ihren Flughäfen sein, denn ohne sie ist der Flugbetrieb nicht möglich.

Nun sind diese Fachkräfte abgewandert und eine neue Ausbildung dauert seine Zeit. Auch wird es schwer sein Personal zu finden, welches in einer Branche arbeiten möchte, die eher negativ in den Fokus gerückt ist und somit wenig Wertschätzung erlebt. Während es früher noch hieß: „Wow, Du arbeitest am Flughafen?“ ist dies nun eher mit Mitleid behaftet. Auch ist ein unattraktiver Schichtdienst mit ungewisser Freizeit kein Motivationsgrund in die Flughafenfamilie zu kommen.

Alle Dienstleister und Fluggesellschaften unterliegen einem finanziellen Druck aus allen Richtungen. Auf der einen Seite unterliegen Deutsche Fluggesellschaften ungerechten staatlichen Belastungen und zudem sind diese hilflos den gestiegenen Energiekosten ausgeliefert. Auftraggeber wollen für Dienstleistungen nicht viel bezahlen, um die Rendite zu erhöhen, Dienstleister müssen sich aber ihrer sozialen Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern bewusst sein. Denn nur Menschen leisten Dienstleistungen!

Die komba-gewerkschaft konnte Anfang 2022 zusammen mit dem Arbeitgeberverband einen guten Entgelttarifvertrag abschließen und somit ein gutes finanzielles Fundament für die Kolleginnen und Kollegen schaffen. Jedoch ist Freizeit das neue Geld.
Work-Life-Balance ist hier ein Stichwort.

Neue Arbeitszeitmodelle sind hier die Lösung von Problemen. Auch eine perspektivische Entwicklung in einem Job helfen die Motivation zu stärken. Eine Kampagne zur Verbesserung des Service am Fluggast und nicht an der Tasche der Aktionäre und Flughafenbetreiber sorgt für ein besseres Ansehen und eine bessere Attraktivität.

Für den bevorstehenden Sommer kann nur ein düsteres Bild prognostiziert werden. Fehlendes Personal in allen Branchen wird viel Verständnis beim Verbraucher abverlangen. Die wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen bei hoher Arbeitsbelastung und eventuell vielen Überstunden Geduld mit Flugästen haben. Politik und Behörden sollten sich daher mit Kritik an den Dienstleistern zurückhalten und Verständnis für die Situation haben und helfen das Problem zu lösen.


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Verband Private Sicherheit
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Telefon: 030/39 90 63 20
Fax: 030/39 90 63 21

Mail: vps(at)komba.de

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